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Stellungnahme der Fachgruppe Rotmilan

Stellungnahme der Fachgruppe Rotmilan

Aufgrund der Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien zu den Todesursachen des Rotmilans und einer möglichen Gefährdung der Art durch Windenergieanlagen (WEA) in Deutschland haben wir im Rahmen unserer Aktivitäten in der Fachgruppe Rotmilan und in Zusammenarbeit mit den deutschen Rotmilan-Expertinnen und Experten eine Stellungnahme zu den fachlichen Hintergründen erarbeitet.

Im ZDF Frontal Beitrag „Rotmilan gegen Windkraft – Das Märchen vom bedrohten Greifvogel“ vom 22.02.22 sowie weiterer Berichterstattung z.B. auf tagessschau.de werden Angaben gemacht zu den Todesursachen des Rotmilans basierend auf dem EU-LIFE Projekt EUROKITE (LIFE18/NAT/AT7000048) vor dem Hintergrund des Konfliktfelds Artenschutz und Windenergieausbau in Deutschland. Da uns als Ornithologen und Wissenschaftler einige der getroffenen Aussagen zu diesem Thema befremdet haben, möchten wir im Folgenden die im Bericht dargestellten “Zwischenergebnisse” kritisch hinterfragen und fachlich einordnen.

Toter, adulter Rotmilan mit starker Verletzung an Hand- und Schulter. Mittel der GPS-Daten der Telemetrie sind Todesursachen festzustellen.
Toter, adulter Rotmilan mit starker Verletzung an Hand- und Schulter. Mittel der GPS-Daten der Telemetrie sind Todesursachen festzustellen. © S. Rösner | pixeldiversity GmbH


Die Kernaussagen unserer Stellungnahme lassen sich wie folgt zusammenfassen:

● Die zentrale Aussage des TV-Berichts, Windenergieanlagen spielten keine relevante Rolle als Gefährdungsfaktor für den Rotmilan, widerspricht dem Stand der wissenschaftlichen Forschung. Die zur Herleitung dieser These angeführten Projektergebnisse lassen diese Schlussfolgerung nicht zu.

● Die EUROKITE-Zwischenergebnisse zeichnen ein verzerrtes und nicht-repräsentatives Bild der Rotmilan-Todesursachen, da sie hauptsächlich auf der Besenderung von Jungvögeln beruhen. Die Verlustursachen und die Mortalitätsraten unterscheiden sich jedoch in den Altersklassen und müssen separat betrachtet werden. Besenderte Jungvögel, die noch am Nest durch Beutegreifer gefressen wurden, können schlichtweg nicht durch Kollisionen sterben.


● Die Besenderung in EUROKITE erfolgte in verschiedenen europäischen Ländern und Regionen und kann damit nicht einfach auf die Situation in Deutschland übertragen werden. Durch zum Teil erheblich geringere WEA-Dichten in den Projektgebieten sind auch geringere Anzahlen von Kollisionen zu erwarten.
● Kollisionen mit WEA stellen nachgewiesenermaßen eine erhebliche Todesursache für Rotmilane in Deutschland dar. Insbesondere brütende Altvögel in der Nähe von WEA verunglücken häufiger und gleichzeitig sind die Altvögel besonders bedeutsam für die Bestandsentwicklung.

Illegale Verfolgung, Vergiftung, Freileitungen, Verkehr, technische Strukturen, … Todesursachen der Greife. © Sascha Rösner | pixeldiversity GmbH


● Die mediale Berichterstattung zu der Gefährdung von Rotmilanen durch WEA ist irreführend. Die fachliche Darstellung und Diskussion muss auf einer validen Datenbasis und unter Einhaltung von wissenschaftlichen Standards erfolgen.

Die ausführliche Stellungnahme sowie die Liste der unterstützenden Expert:innen und Insitutionen kann hier eingesehen werden:

Der Herbstzug hat begonnen…

Der Herbstzug hat begonnen…

Wir alle merken es: die heißen Sommertage sind vorbei – der Herbst ist da. Unsere Rotmilane scheinen daher langsam kalte Füße zu bekommen. Die Ersten haben sich in den letzten Tagen auf den Weg gen Süden gemacht.

Unsere Olga startete aus dem Taunus bereits am 17.9., gut zwei Wochen früher als im letzten Jahr. Sie ist inzwischen in Frankreich, noch etwas nord-östlich von Dijon. Mal sehen, ob sie auch in diesem Jahr den Weg über die Pyrenäen scheut und den Winter im Südwesten Frankreichs verbringt.

Als zweites hat unser Friedolin aus dem Schwalm-Eder-Kreis am 21.9. die Reise angetreten. Er war auch im letzten Jahr einer der ersten von uns besenderten Milane, der den Weg gen Süden antrat. Seine letzten Positionen sendete er aus dem Hunsrück.

Seit gestern sind nun auch Ida, Nele und Theo unterwegs. Sie alle gehörten auch im letzten Jahr zu den Tieren, die früher als die übrigen, noch im September starteten.

Doch nicht nur unsere besenderten Alttiere sind auf Reisen, auch die meisten unserer Jungtiere zeigen deutliche Tendenzen Richtung möglicher Überwinterungsgebiete; allen voran unser Vollgut. Er/Sie flog bereits über den ganzen Spätsommer, unterbrochen von etlichen Zwischenstopps in verschiedenen Regionen, Richtung Südwesten. Am letzten Wochenende hat er/sie bereits die Pyrenäenetappe hinter sich gebracht und hält sich nun in Spanien, südöstlich von Bilbao auf. Auch sein Nestgeschwisterchen Very ist bereits unterwegs, jedoch erst kurz hinter der Deutsch-Französischen Grenze. Weiter ist da schon unser/e Edi, der/die sich aktuell etwa 100km westlich von Dijon rumtreibt.

Einen ganz anderen Weg scheint hingegen unser Bambini zu nehmen. Er/sie hält sich aktuell in der Schweiz, etwa 20km nordöstlich von Bern, auf. Die schweizer Kollegen berichten immer wieder, dass bei ihnen mittlerweile viele Rotmilane auch den Winter verbringen. Ob unser Bambini es sich hier auch bequem machen möchte, wissen wir natürlich nicht.

Damit bleibt unser besendertes Jungtier Urmel derzeit als einziges in Deutschland zurück. Er/sie hält sich aktuell im Raum Eisenach auf, wohin er/sie sich kurz nach dem Ausfliegen aus dem Horst begeben hatte.

Wir wünschen allen einen guten Flug und hoffen sie im nächsten Jahr wieder  hier in Hessen begrüßen zu dürfen.

 

Update: Brutgeschehen im vollen Gange; Obduktionsbericht Greta…

Update: Brutgeschehen im vollen Gange; Obduktionsbericht Greta…

Augenkontakt. © S. Rösner | pixeldiversity

Augenkontakt. © S. Rösner | pixeldiversity

19 unserer 20 im letzten Jahr besenderten Milane sind im März wieder gesund in heimischen Gefilden gelandet. Seitdem läuft die aufregende Revierbesetzungsphase. Besonders interessant ist, nahezu alle Individuen sind in ihr letztjähriges Brutrevier zurück gekehrt, zwölf haben gar den gleichen Horst wie im Jahr zuvor besetzt. Die übrigen haben in der Regel einen anderen/neuen Horst, nur wenige hundert Meter vom letztjährigen entfernt, innerhalb des gleichen Reviers bezogen. Einzige Ausnahme ist unser Quincy. Zwar flog er zielstrebig seinen letztjährigen Horst an, konnte sich dort offenbar aber nicht gegen einen Konkurrenten durchsetzen. Der letztjährige Horst von Quincy ist von einem anderen Rotmilan besetzt. Seitdem streift er, wohl auf der Suche nach einem anderen Horst und einem Weibchen, umher. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Ehrenamtlern bedanken, die ihre Informationen aus den jeweiligen Beobachtungsregionen mit uns teilen.

Noch sind die Äcker mit dem auflaufenden Getreide etwas offen. Gute Bedingungen etwa zur Jagd auf Kleinsäuger. © S. Rösner | pixeldiversity

Noch sind die Äcker mit dem auflaufenden Getreide etwas offen. Gute Bedingungen etwa zur Jagd auf Kleinsäuger. © S. Rösner | pixeldiversity

Vor zehn Tagen dann der erste Brutnachweis unserer Tiere – auf Piotreks Horst wird gebrütet. Seitdem häufen sich Nachweise: Agathe, Berta, Conny… alle sind am brüten. Wir sind gespannt wie erfolgreich unsere Tiere in diesem Jahr bei der Jungtieraufzucht sein werden.

Rotmilan-Jagdhabitat im Frühling. © S. Rösner | pixeldiversity

Rotmilan-Jagdhabitat im Frühling. © S. Rösner | pixeldiversity

Unterdessen haben wir auch Rückmeldung aus Spanien bekommen. Die vorläufigen Obduktionsergebnisse Gretas liegen vor. Am 15. Dezember haben wir berichtet, dass Greta von KollegInnen in der Nähe von Sevilla tot geborgen wurde. Die Nähe des Fundortes zu einer Deponie sowie die Fundsituation selbst ließ die Vermutung zu, dass Greta an einer Vergiftung starb. Da Rotmilane auch in Spanien streng geschützt sind haben die örtlichen Naturschutzbehörden eine Obduktion veranlasst. Bei dieser konnte jedoch kein Gift nachgewiesen werden. Stattdessen hatte Greta mehrere schwere Traumata und Brüche erlitten, sodass davon auszugehen ist, dass Greta an der nahe gelegenen Straße mit einem Auto oder LKW kollidiert ist. Greta ist demnach kein Vergiftungs-, sondern ein Verkehrsopfer. Unabhängig von der Ursache bleibt es ein trauriger Verlust.

Brutbeginn bei den Rotmilanen. Man erkennt den überstehenden Gabelschwanz. © pixeldiversity

Brutbeginn bei den Rotmilanen. Man erkennt den überstehenden Gabelschwanz. © S. Rösner | pixeldiversity

Wir sind jetzt damit beschäftigt, alle Horststandorte und Brutpaare zu kontrollieren und Daten zur Landnutzung zu erheben. Verschiedene Äcker werden derzeit erst bestellt, andere wachsen schnell, zeigen nur noch wenige Offenbereiche mit Rohboden. Der Raps fängt an zu blühen. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Brutsaison 2018 so weiter angeht und hoffen natürlich, dass alle unsere Sendermilane gut durch die Brutzeit kommen. Wir werden ab und an berichten.

Letzte Arbeiten am Horst. Ab und an werden noch Äste gebracht. © S.Rösner | pixeldiversity

Letzte Arbeiten am Horst. Ab und an werden noch Äste gebracht. © S.Rösner | pixeldiversity

Beste Frühlingsgrüße an alle Greifvogelfans
Das Rotmilane.de-Team 

Olga ist zu Hause

Als erste unserer besenderten Milane ist Olga gestern wieder in Hessen angekommen. Am 10.2. hatte sie ihr Winterrevier im südwestlichen Frankreich verlassen und die rund 1000 km Zugweg somit in nur elf Tagen hinter sich gebracht. Seit heute hält sie sich im gleichen Revier im Taunus wie im Jahr zuvor auf. Wir hoffen, dass sie dort auch in diesem Jahr erfolgreich brütet.

Agathe hat indes Piotrek deutlich überholt. Die beiden sind zusammen mit fünf anderen von uns besenderten Milanen (Conny, Laia, Emil, Selma und Berta) aktuell noch in Frankreich.

Mia hingegen hängt bereits seit einigen Tagen auf der spanischen Seite vor den Pyrenäen. Sie hält sich rund 80 km südöstlich von der Stelle, die unsere Milane bisher zum Überfliegen des Gebirgsmassivs genutzt haben, im Norden der Pyrenäen auf. Wir sind gespannt, ob sie uns eine neue Route zeigt oder ihren Weg noch anpasst.

Jan-Ole, Rapida, Quincy und auch Karl haben sich nun auch auf den Weg gemacht, stehen jedoch noch ganz am Anfang ihrer langen Reise. Nun sind es nur noch sechs Tiere, die noch nicht gestartet sind.

Unsere Karte der Frühjahrszugwege wird in den nächsten Tagen wieder aktualisiert.

 

Der Rotmilan (Milvus milvus: Portrait eines europäischen Greifvogels. © pixeldiversity

Olga ist die erste, der von uns besenderten Milane, die wieder in Hessen und ihrem letztjährigen Revier angekommen ist. © pixeldiversity

Weitere Rotmilane gestartet

Schon mehr als eine Woche ist unser Piotrek nun unterwegs. Letzte Woche hat er bereits die Pyrenäen überquert. Er befindet sich weiter auf Nord-Ost-Kurs und ist aktuell in West-Frankreich, etwa 100 km westlich von Toulouse.

Währenddessen haben sich bereits Ende letzter Woche noch weitere Tiere auf die Heimreise gemacht. Nachdem Agathe uns Ende Januar mit ihrem kurzen Ausflug schon einmal glauben ließ, dass sie die ihren Frühjahrszug gestartet hat, hat sie nun am 8.2. ihr Überwinterungsgebiet endgültig verlassen. Seit dem fliegt sie kontinuierlich in den Nord-Osten. Heute hat sie leider keine Daten gesendet – das kann insbesondere in Gegenden mit schlechter Handy-Netz-Abdeckung schon mal vorkommen. Gestern war sie nur noch 70 km von Pamplona entfernt, somit steht für sie in den nächsten Tagen nun auch die Pyrenäen-Etappe an.

Olga hingegen hat sich diese Anstrengung von vornherein erspart und den Winter im süd-westlichen Frankreich verbracht hat. Sie ist seit Samstag unterwegs und hat die Außenbezirke von Toulouse bereits überflogen. Mittlerweile ist sie etwa 120 km weiter nord-östlich.

Und auch Emil scheint sich in Richtung Sommerhabitat zu bewegen. Aufgrund eines Defekts seines Senders bekommen wir von ihm nur noch unregelmäßig einzelne Positionen. Doch die über die letzten Wochen zusammenkommenden Einzelortungen zeigen, dass er sich zuletzt deutlich weiter östlich aufhielt, als bei den Ortungen zuvor. Wir hoffen ihn trotz des defekten Senders in seinem letztjährigen Bruthabitat wieder zu finden.

Wir haben zwischenzeitlich eine neue Karte zum Frühjahrszug unserer Rotmilane online gestellt. Diese Karte enthält keine Live-Daten, sondern wird von uns regelmäßig manuell mit neuen Daten bestückt. Es lohnt immer wieder mal vorbei zu schauen.

 

Unter www.rotmilane.de/fruehjahrszug-2018/ stellen wir wieder eine Karte zur Verfügung, auf der die Zugwege unserer besenderten Rotmilane verfolgt werden kann.