Im Laufe der Brutsaison 2024 arbeitete das Romilan-Team – abseits der weiterlaufenden Feldarbeiten – alleweil an der Analyse der Daten zum Bruterfolg, den Flugmustern und der Habitatnutzung der Rotmilane in Hessen. Im Herbst werden wir auf verschiedenen Veranstaltungen unsere Ergebnisse vorstellen… Wir laden herzlich ein zu:
53. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ e.V.)
Becker, M. , Spatz, T., Rösner, S., Heuck. C., Thorn, S., Farwig, N. & D. G. Schabo (Vortrag): Red kites and wind power: Increasing the cut-in speeds of wind turbines can contribute to more effective protection of the species. [gfö conference 2024]
To reduce climate-changing CO2 emissions, more and more wind turbines have been built in open land and forests in recent decades Birds of prey, especially red kites (Milvus milvus), are particularly vulnerable to collisions with wind turbines due to their soaring behaviour. One promising approach to reducing the risk of collision is to use algorithms to regulate the operating times of wind turbines based on local weather conditions. To better tune these algorithms, we investigate how weather, land use type and season influence flight height and activity. To this end, we observed flight activities of 37 adult GPS-tagged red kites in different landscapes in Hesse, Germany, over a period of seven years – resulting in more than 582,800 location points from 127 individual years. Specifically, we analysed flight height and flight activity as a function of local environmental variables such as wind speed and land use – in the form of open land, forest and anthropogenic structures. We found a consistently high level of activity across the entire range of occurring wind speeds. Flight activity changed over the breeding season and over the course of the day However, local weather variables such as temperature, precipitation and wind speed were poor predictors of flight activity and altitude. Flight altitudes varied greatly between individuals and land use types, with most flights of approximately 62% occurring over open land. More than a quarter of the flight movements occurred at the height of the rotor swept areas of current wind turbines. One promising approach to mitigate the risk of collision is to increase the cut-in wind speeds of wind turbines. An increase in the currently recommended average cut-in wind speed of 2.2 m/s over open land and 2.-4 m/s over forest would be sufficient to eliminate 90% of all flight movements from the risk of collision with rotors of modern wind turbines in Hesse.
Becker, M. , Spatz, T., Rösner, S., Heuck. C., Thorn, S., Farwig, N. & D. G. Schabo (Poster): Red kites and wind power: Increasing the cut-in speeds of wind turbines can contribute to more effective protection of the species. [Lansdesnaturschutztagung 2024, pdf]
Hessens Wälder im Wandel – Veranstaltung des Lore-Steubing-Instituts (LSI)
Projektvorstellung: Rotmilanschutz und nachhaltiger Windenergieausbau in Hessen: Marcel Becker (Philipps-Universität Marburg) [Programm, pdf]
Publikation
Marcel Becker, T. Spatz, S. Rösner, C. Heuck, S. Thorn, N. Farwig und D.G. Schabo (in press): Rotmilane und Windkraft – Erhöhung der Einschaltwindgeschwindigkeiten von Windenergieanlagen kann zum effektiveren Schutz der Art beitragen.
Das Besendern von Wildtieren ist sehr aufwendig und muss höchst gewissenhaft und unter Einhaltung aller Natur-, Arten- und Tierschutzgesetzgebungen durchgeführt werden. Dazu gehört auch die permanente Überwachung der aktuellen Bewegungsdaten. Bei unseren besenderten Mäusebussarden – Standvögel – beschränkt sich der Aktionsraum auf ein ganzjähriges Territorium. Die besenderten Rotmilane hingegen überwintern als Brutvögel in Hessen im bis zu > 2400 km entfernten Spanien oder Portugal. Bei den Routinen ist uns diese Tage klar geworden, dass einige Tiere bereits aus ihren Überwinterungsgebieten abgeflogen sind und in ihre angestammten „Traditionsreviere“ in Hessen zurück möchten …
Ein paar Kartenausschnitte verdeutlichen die Situation (Iberische Halbinsel und Pyrenäen sowie Abflug aus dem kleinräumigen Winter“revier“). Wir wünschen eine gute Reise und freuen uns auf die neue Brutsaison !
Auch in diesem Winter findet wieder eine bundesweit synchronisierte Zählung der Rotmilane an den bekannten winterlichen Schlafplätzen statt. Auch neue Schlafplätze sollen gesucht werden …
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) koordiniert diese Mitmach-Aktion, deren Daten eine wichtige Grundlage zur Ökologie und dem Schutz der Greifvogelart liefert. Durch Umweltveränderungen scheint sich das Zugverhalten der Art zu ändern. Dabei spielen gemeinschaftliche Schlafplätze der sonst sehr territorialen Tiere eine wichtige Rolle. Die oft traditionell genutzten Gebiete (Feldgehölze, Bauernwäldchen, Pappelreihen oder Waldränder) gilt es dabei zu schützen und aus den Zahlen neue Trends in der Ökologie der Art abzuleiten. Die Ergebnisse der letzten drei Zählung gibt es in Berichtsform hier: https://www.dda-web.de/monitoring/rotmilan-spz/publikationen Die KollegInnen in der Schweiz berichten von spannenden neuen Überwinterungszahlen an den Schlafplätzen: Aebischer (2023).
Auch in Hessen werden am Wochenende 06. und 07. Januar 2024 wieder koordinierte Zählungen und Schlafpklatzkontrollen stattfinden. Dabei brauchen wir landesweit Ihre / Eure Hilfe!
Für das Bundesland Hessen koordinieren:
Christian Gelpke (RP Kassel, panamagelpke[at]yahoo.de), sowie
Sascha Rösner (RP Gießen & RP Darmstadt, sascha.roesner[at]uni-marburg.de) die Zählung und Meldungen.
Bei Fragen melden Sie sich bitte an sascha.roesner@[at]uni-marburg.de. Unterstützt wird die Zählung durch die HGON e.V.
Folgende MitstreiterInnen haben sich bereits für eine Such- und Zählregion bereit erklärt: Wir sind gespannt. Danke !
Nils Stanik (Kassel, KS)
Fabian Hirschauer (Kassel, KS)
Benedikt Beckmann (Seeheim-Jugenheim, DA)
Patricia Maag (Seeheim-Jugenheim, DA)
Dr. Tobias Erik-Reiners (Hungen, GI)
Christian Gelpke (Koordination und Zählung, KS)
Sascha Rösner (Emsdorf, MR)
…
Weitere Ansprechpersonen finden sich in der Übersicht beim DDA: hier
Der DDA gibt wichtige Tipps und Regelungen für diese wertvolle Erfassung:
Auszug von den koordinierten Vorgaben des DDA [Stand 01.01.2024]:
Hinweise zur gezielten Suche nach Rotmilan-Schlaf- und Sammelplätzen sowie zur Zählung am ersten Januar-Wochenende
Als Schlafplatz suchen Rotmilane Waldränder, kleine Wäldchen und Feldgehölze oder auch Baumreihen auf. Oft kommen die Milane Jahr für Jahr in ungefähr das gleiche Gebiet. Der genaue Ort des Schlafplatzes kann aber durchaus um mehrere Hundert Meter variieren.
Häufig sammeln sich Rotmilane an sogenannten Vorsammelplätzen, bevor sie, meist erst in der Dämmerung, einzeln oder in Gruppen den endgültigen Schlafplatz aufsuchen. Ein solcher Vorsammelplatz kann ein paar hundert Meter bis ca. zwei Kilometer vom eigentlichen Schlafplatz entfernt sein. Der Vorsammelplatz kann auch mit dem letztlichen Schlafplatz identisch sein. Wichtig: Notieren Sie immer die Uhrzeit, wenn Sie eine Zählung am Schlaf- oder Vorsammelplatz durchführen.
Bei der Suche nach bislang unbekannten Schlafplätzen geben am späten Nachmittag gerichtet fliegende Rotmilane wichtige Hinweise. Ein etwas erhöhter Beobachtungspunkt ist dabei günstig. Wenn die ungefähre Lage des Schlafplatzes bekannt ist, können Waldränder und Feldgehölze gezielter nach Rotmilanen abgesucht werden.
Die Zählung sollte von etwa 30 Minuten vor bis 40 Minuten nach Sonnenuntergang erfolgen, da die Milane in dieser Zeit am Schlafplatz einfliegen (an bewölkten Tagen etwas früher). Das bedeutet zur internationalen Zählung im Januar ab ca. 16 Uhr vor Ort zu sein.
Die Fluchtdistanz am Schlafplatz ist recht hoch. Halten Sie deshalb einen Abstand von mindestens 250 m zum Schlafplatz ein.
Vor allem bei größeren Schlafplätzen, ist es gut, am Zähltag mit mehreren Personen vor Ort zu sein. Das ist nicht nur kurzweiliger, sondern auch sehr hilfreich, da der Schlafplatz, um bis zu einen Kilometer von Tag zu Tag variieren kann bzw. sich die Rotmilane auf mehrere Schlafgruppen aufteilen können.
Am einfachsten und exaktesten ist es, die einfliegenden Vögel zu zählen. Vor allem, wenn die Rotmilane in Nadelbäumen übernachten, sind sie darin nur schwer oder gar nicht zu entdecken. Die tatsächliche Anzahl wird dann (deutlich) unterschätzt. Insbesondere, wenn Sie mit mehreren Personen zählen, protokollieren Sie den Schlafplatzbestand sowie ein- und abfliegende Vögel minutengenau. Das erleichtert die anschließende Auswertung.
Wenn Sie an der internationalen Synchronzählung teilnehmen wollen, wenden Sie sich bitte vorab an die für Sie zuständige Ansprechperson! Melden Sie diesen gerne auch im Vorfeld Schlafplätze.
Bei der Datenmeldung beachten Sie bitte Folgendes:
Bitte melden Sie die Zählergebnisse punktgenau und als Einzelbeobachtung am besten direkt im Feld per Smartphone-App „NaturaList“ oder nachträglich über die Homepage von ornitho.de . Wenn Sie einen Schlaf- oder Sammelplatz identifiziert haben, notieren Sie dies bitte im Bemerkungsfeld oder über das Feld „Präzisierung der Beobachtung“ durch Auswahl der Kategorie „Schlaf-/ Sammelplatz“.
Rund um das Zählwochenende steht in der Eingabemaske als zusätzliche Detailinformation „Erfassungsprojekt“ zur Auswahl. Hier wählen Sie bitte „Rotmilan-Schlafplatzzählung“ aus, damit sich Ihre Daten leicht der Synchronzählung zuordnen lassen.
Vergessen Sie nicht, die Uhrzeit anzugeben! Das gilt grundsätzlich für alle Meldungen von Vorsammel- und Schlafplätzen. Wenn Sie die Meldung direkt per App eingeben, wird die Uhrzeit automatisch erfasst.
Rotmilane an Schlafplätzen sind störungsempfindlich. Bitte schützen Sie deshalb Meldungen von Rotmilan-Schlafplätzen! Dazu bei der Eingabe per App oder über ornitho.de in den Detailinformationen „Geschützte Beobachtung“ auswählen.
Bereits im Februar hatten sich die ersten Altvögel aus ihren Winterquartieren in Spanien und Frankreich auf den Weg nach Hessen gemacht. Bis auf wenige Nachzügler sind alle in ihren angestammten Revieren angekommen und haben bereits ihre vorjährigen Brutplätze besucht.
Der Zugweg der besenderten Tiere ist uns bereits seit 2017 bekannt (wir berichteten) und zeigt auch in diesem Frühjahr wieder die Engstelle in den westl. Pyrenäen als Zugschneise sehr klar in den Bewegungsdaten.
Just zum Eintreffen der Altvögel lief eine kleiner Wintereinbruch mit einer Wetterfront über Hessen. Einige Tiere haben eine Zugpause für wenige Tage eingelegt. Die Tiere, die bereits im Brutrevier angekommen waren, haben einen mit Schnee überpuderten Horst erfahren müssen.
Ökologisch werden diese Wintertage vermutlich keinen großen Einfluss haben auf das bevorstehende Brutgeschäft 2023. Dennoch befinden sich einige Arten gerade im Wettstreit um die ökologische Ressource „Horst“. Einige Greifvogelarten, der Kolkrabe oder auch die Nilgänse sind an diesen attraktiven Brutplätzen interessiert. Oder sei es nur das Nistmaterial, welches u.a. für die Dohlen von Wert zu sein scheint. Auch als Schlafplatz für Baummarder sind diese Strukturen attraktiv.
In einem kurzen Video zeigen wir Ausschnitte aus dem „Ökosystem Rotmilanhorst“ in Hessen. Die Aufnahmen stammen von Ende Februar, Anfang März.
Moderne Methoden der Telemetrie liefern eine breite Daten-Grundlage für zahlreiche wissenschaftliche Analysen zu diversen Fragestellungen. Seit 2017 besendert unser Rotmilan-Team hessenweit Rotmilane und analysiert die Daten in Bezug auf diverse Bewegungsmuster im Brut- und Überwinterungsgebiet. Welche Landnutzungsformen werden von den Rotmilanen bevorzugt genutzt und wie sehen die Zugwege bzw. Winterquatiere der hessischen Milane aus? Stets kommen weitere und spannende Forschungsfragen hinzu, die beantwortet werden wollen …
Im Herbst 2022 starten wir in ein neues – vom Lore-Steubing-Institut gefördertes – Forschungsprojekt:
„Rotmilanschutz und nachhaltiger Windenergieausbau in Hessen“ (RoniaH)
Dazu suchen wir am Fachbereich Biologie, Arbeitsgruppe Naturschutz, Prof. Dr. Nina Farwig, zum 01.10.2022 ein neues Teammitglied. Ausgeschrieben ist, befristet auf vier Jahre, eine Qualifizierungsstelle mit dem Ziel der Promotion in Teilzeit (50 % der regelmäßigen Arbeitszeit). Die Eingruppierung erfolgt nach Entgeltgruppe 13 des Tarifvertrages des Landes Hessen.
Vorausgesetzt werden ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium (Diplom, Master oder vergleichbar) in den Fächern Informatik, Computerwissenschaften, (Bewegungs-)Ökologie oder verwandten Disziplinen sowie sehr gute Kenntnisse in GIS und in statistischer Datenanalyse und Modellierung (bevorzugt mit R). Wir suchen eine Person mit sehr guten Kenntnissen in vertiefter Datenauswertung durch statistische Verfahren und Modellierung sowie quantitativer Ökologie. Wildtierökologische Kenntnisse oder Vorerfahrungen in der Analyse von Bewegungs- und Landnutzungsdaten sind wünschenswert. Erforderlich sind eine kreative, analytische und kritische Denkweise, selbstständiges und strukturiertes Arbeiten sowie die Bereitschaft und Fähigkeit Forschungsideen mit- und weiterzuentwickeln. Erforderlich sind die Fähigkeit im Team zu arbeiten und Feldassistent*innen anzuleiten sowie gute Deutsch- und Englisch- kenntnisse in Wort und Schrift. Es besteht die Möglichkeit zur Mitwirkung bei hessenweiten Feldarbeiten. Die Bereitschaft zur eigenen wissenschaftlichen Qualifizierung (z. B. ein Promotionsprojekt auf dem Gebiet der Naturschutzökologie) wird erwartet.
Für Fragen steht Ihnen Prof. Dr. Nina Farwig unter farwig[@]uni-marburg.de gerne zur Verfügung.
AG Naturschutz
Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Nina Farwig
Fachbereich Biologie
Karl-von-Frisch-Str.8 35043 Marburg
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