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Im Fachjournal „Avian Biology“ hat unser AutorInnen-Team einen Fachartikel zur Raumnutzung des Rotmilans publiziert. Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, welche Einflussgrößen die Bewegungsmuster der Greife im Winter- bzw. Bruthabitat bestimmen.

 

 

 

 

Um die zentralen Fragen zur Biologie der Art beantworten zu können, haben die KollegInnen die GPS-Daten von 43 besenderten Rotmilanen verschiedener Projekte aus den Bundesländern Hessen, Thüringen, Sachsen und Niedersachsen zusammen geführt und analysiert.

 

Der Artikel ist im Original in englischer Sprache publiziert (frei verfügbare pdf-Dokument: hier). Eine deutsche Zusammenfassung zum Inhalt finden Sie hier:

Spatz T, Katzenberger J, Friess N, Gelpke C, Gottschalk E, Hormann M, Koschkar S, Pfeiffer T, Stübing S, Sudfeldt C, Rösner S, Schabo DG, Farwig N (2022): Sex, landscape diversity and primary productivity shape the seasonal space use of a migratory European raptor. J Avian Biol. https://doi.org/10.1111/jav.02925

 

 

 

Eine Vielzahl von Faktoren bestimmen die Raumnutzungsmuster von Greifvögeln. Viele Greifvogelarten sind Zugvögel, die zwischen Sommer- und Winterlebensräumen wechseln. Diese Lebensräume sind durch unterschiedliche Umweltbedingungen charakterisiert. Die Analyse der Auswirkungen von intrinsischen und extrinsischen Faktoren auf die Raumnutzung in Sommer- und Winterhabitaten liefert wichtige Erkenntnisse über die Ökologie wandernder Greifvögel. Hier untersuchten wir die saisonale Raumnutzung von 43 Rotmilanen Milvus milvus, die sich mit GPS-Sendern über sieben aufeinanderfolgende Jahre in Mittel- und Südwesteuropa auhielten. Dabei verglichen wir die Raumnutzungsmuster, d. h. die Größe der Aktivitätsräume und die durchschnittlichen täglichen Flugstrecken der Vögel; jeweils zwischen Sommer- und Winterquartier. IM Detail analysierten wir den Einfluss extrinsischer (Landschaftsvielfalt, Primärproduktivität) und intrinsischer Faktoren (Geschlecht). Im Sommer untersuchten wir den Einfluss von Bruterfolg (0/1) und Geschlecht (w/m) auf die Größe der Aktionsradien. Außerdem analysierten wir die Unterschiede in der Habitatverfügbarkeit und der Habitatwahl zwischen den Jahreszeiten.

 

 

 

Wir stellten fest, dass die Raumnutzung im Sommer geringer war als im Winter. Im Vergleich zu den Männchen waren die Aktivitätsbereiche der weiblichen Rotmilane im Sommer größer und im Winter kleiner, wobei die durchschnittlichen geflogenen Tagesstrecken in beiden Jahreszeiten kürzer waren. Im Sommer waren die Aktivitätsbereiche erfolgreich brütender Rotmilane bei beiden Geschlechtern kleiner, aber dieser Effekt war bei den Weibchen stärker ausgeprägt als bei den Männchen. Unabhängig von der Jahreszeit war die Landschaftsvielfalt positiv mit der Raumnutzung korreliert, während die Primärproduktivität negativ mit ihr korreliert war. Die Lebensraumnutzung unterschied sich zwischen den Jahreszeiten, wobei Agrarlandschaften im Sommer anteilig weniger genutzt wurden als im Winter. Insgesamt haben wir gezeigt, dass sowohl intrinsische als auch extrinsische Faktoren die Raumnutzung in beiden Jahreszeiten beeinflussen, was zu Unterschieden in den Raumnutzungsmustern und der Habitatnutzung bei ziehenden Greifvögeln zwischen ihren Sommer- und Winterhabitaten führt. Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig die Berücksichtigung des gesamten Jahreszyklus wandernder Arten für das Naturschutzmanagement ist.

 

 

Zitierung: Spatz, T. et al. (2022) Sex, landscape diversity and primary productivity shape the seasonal space use of a migratory European raptor. J Avian Biol. doi:10.1111/jav.02925