Die hessischen Rotmilane sind seit Juli fertig mit dem Brutgeschäft. Unser Team hat sich wieder intensiv den Gabelweihen gewidmet und einige Monate Feldarbeit sehr erfolgreich hinter sich gebracht. Wir sprechen von sehr aufwendigen Raumnutzungsbeobachtungen ebenso wie dem Fang und der Besenderung weiterer Altvögel und die Beringung und Besenderung von Jungvögeln der jeweilig telemetrierten Altvögel. Insgesamt 23 in diesem Jahr. Leider haben wir aber auch Verluste zu verzeichnen. Verkehrsopfer an einer ICE-Strecke, zwei Schlagopfer an Windkraftanlagen, sehr wahrscheinlich ein Vergiftungsfall sowie Prädationen durch Habicht (1) und Uhu (4).
Nach Ende der Bettelflugphase haben sich die „Familien“ so langsam aufgelöst. Einige der in diesem Jahr wieder in Kooperation mit Rainer Raab besenderten Jungvögel haben Hessen weiträumig erkundet und sind teils schon recht früh nach Süden gestartet. Aktuelle finden wir in Hessen noch Schlafplätze, die bis zu 85 Rotmilane umfassen können, können aber auch von Tieren berichten, die sich schon seit ein paar Wochen in der Extremadura eingerichtet haben.
Um einen kurzen Eindruck zu vermitteln, zeigen wir anbei die Zugwege bzw. aktuellen Positionen (Stand 28.10.2019) unserer aktuell 32 Rotmilane mit Sender.
In den letzten Wochen haben zahlreiche Autorinnen und Autoren diverse Publikationen in Journalen, Magazinen, Zeitungen oder in Form des „self publishing“ veröffentlicht.
Gerne möchte wir Ihnen den geballten und artspezifischen Lesestoff hier an die Hand geben. Die Beiträge enthalten zahlreiche Ergebnisse und Informationen aus diversen Naturschutz- und Forschungsprojekten. Zudem gibt es einen deutlichen Schwerpunkt zum erweiterter Themenkomplex der erneuerbaren Energien; also das Spannungsfeld zwischen Rotmilanen (als planungsrelevante Großvogelart) und der Etablierung neuer bzw. dem „Repowering“ alter Windkraftanlagen.
Wissenschaftliche Artikel in Zeitschriften
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA, www.dda-web.de) ist Herausgeber der Fachzeitschrift „Die Vogelwelt“. Die von FachkollegInnen im Editoren-Team begutachteten Artikel werden als Periodika veröffentlicht. Vereinzelt werden Sonderhefte (Themenhefte) publiziert. In der nun vorliegenden Ausgabe dreht sich alles um die Rotmilane. Zahlreiche Fachartikel konzentrieren sich auf Naturschutzmanagement, die Populationsökologie, die Bestandsgrößen aber auch um allgemeine Bewegungsmuster oder um populationsgenetische Aspekte. Kurzum: Breiter Lesestoff in neun verschiedenen Artikeln. Das Themenheft wird von uns empfohlen und kann direkt über den AULA-Verlag GmbH (hier: Themenheft Rotmilan) bezogen werden. Eine Download-Version ist hier für 18,- € zu beziehen: Humanitas-Versand
Inhalt des Heftes:
Karthäuser, J., J. Katzenberger & C. Sudfeldt: Evaluation von Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes für den Rotmilan Milvus milvusin intensiv genutzten Agrarlandschaften
Katzenberger, J.: Verbreitungsbestimmende Faktoren und Habitateignung für den Rotmilan Milvus milvus in Deutschland
Kolbe, M., B. Nicolai, R. Winkelmann & E. Steinborn: Totfundstatistik und Verlustursachen beim Rotmilan Milvus milvus in Sachsen-Anhalt
Gottschalk, E., R. Bayoh, M. Kamrad & N. Wasmund: Sterblichkeit junger Rotmilane Milvus milvus im Nest – Ausmaß und Ursachen
Die „Forschungsinitiative Rotmilan“: Gemeinsam Wissen schaffen!
Bischofberger, I., M. J. Kamrad, N. Wasmund, L. Sindl, R. Bayoh, J. Katzenberger, A. Laux, B. Müller, B. Horchler, F. Helms, F. Beining, P. Michels, V. Stricker, M. H. Krämer & E. Gottschalk: Werden junge Rotmilane Milvus milvus satt? – Nahrungsmengen und Nahrungszusammensetzung in drei Regionen Deutschlands
Grüneberg, C. & J. Karthäuser: Verbreitung und Bestand des Rotmilans Milvus milvus in Deutschland – Ergebnisse der bundesweiten Kartierung 2010-2014
Brune, J., O. Krüger, E. Hippauf, S. Rösner & J. Katzenberger: Eine nichtinvasive Methode für Populationsstudien beim Rotmilan Milvus milvus: Molekulargenetische Individualerkennung anhand von Mauserfedern
Katzenberg, J. & E. Gottschalk: Anhängigkeit des Erstbrutalters von der Populationsdichte: Eine Integration in Populationsmodelle für den Rotmilan Milvus milvus
Weitere Fachartikel zu wissenschaftlichen Studien:
Rotmilan-ExpertInnen aufgepasst: Wir laden nach #Marburg. Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) tagt in diesem Jahr in der schönen mittelhessischen Universitäts-Stadt. Spannende Beiträge aus sehr diversen Teildisziplienen der #Vogelforschung werden erwartet. Wer Genaueres erfahren möchte … hier geht`s zum Programm: http://www.do-g.de/fileadmin/Einladung_Marburg_2019_DO-G.pdf
Wir werden mit unseren KooperationspartnerInnen einen Themenschwerpunkt #Bewegungsökologie sowie zur #ForschungsinitiativeRotmilan setzen…
Forschungsinitiative Rotmilan Der Rotmilan Milvus milvus ist als EU-weit geschützter Greifvogel sowohl Sympathieträger als auch planungsrelevante Großvogelart im nationalen Artenschutz Deutschlands. Durch die besondere Verantwortung für den Schutz der bedeutenden Brutvorkommen dieses imposanten Greifvogels laufen zahlreiche Forschungsarbeiten zum besseren Verständnis seiner Ökologie. Dabei finden zunehmend moderne freilandökologische Methoden wie etwa die GPS-Satellitentelemetrie Anwendung. Eine Vielzahl an Themenkomplexen wird aktuell bearbeitet oder ausgewertet:
• Wie entwickelt sich die Population langfristig? • Welche Einflussgrößen bedingen den Bruterfolg oder die Überlebenswahrscheinlichkeiten der Art? • Wie und wo nutzt der Rotmilan seine Brut- und Nahrungshabitate in welcher Intensität? • Welche Maßnahmen der Landbewirtschaftung und -nutzung sind förderlich für die Art? • Verändern sich die Zugwege und Überwinterungsgebiete der Art im Zeichen des Klimawandels?
Wir laden alle ExpertInnen und AkteurInnen in Praxis und Forschung sowie Projektträger zu einem informativen Treffen am Rande der diesjährigen Jahresversammlung der DO-G ein. Gemeinsam möchten wir offene Fragen zur Art formulieren, Erfassungsstandards diskutieren und ggf. bisherige Forschungsarbeiten regionenübergreifend büdeln, um bereits vorliegende Daten in einem neuen Ansatz gemeinsam auszuwerten. Wir freuen uns auf den Austausch mit euch und Ihnen! Bei Interesse an der Veranstaltungsteilnahme bitten wir um eine kurze Anmeldung per E-Mail bis zum 16.09.2019 an Jakob Katzenberger (katzenberger[@]dda-web.de). Bei Fragen und Anregungen zu den Inhalten des Treffens können Sie sich ebenfalls gerne an uns wenden.
Seit März sind die adulten Rotmilane zurück in Hessen. Die Bewegungsdaten zeigen dabei auf beeindruckende Art, wie zielstrebig die Tiere über große Strecken ihr vorjähriges Brutrevier an-navigieren. Teils in gerader Linie (bei 5 Minuten-Taktungen der Sender) bis zum Horstbaum.
In den kommenden Wochen werden wir weitere Milane besendern. Aktuell sind Master- und Bachelorstudierende aber bereits sehr fleißig im Gelände unterwegs und beschäftigen sich mit den Raumnutzungen unserer Rotmilane. Wir begrüßen u.a. Katrin und Lena (MSc-Stiudierende) neu im Team! Die Bewegungsmuster werden – wie bei den Erfassungen im Rahmen von Gutachten zu geplanten Windkraftgutachten – akribischst kartografiert. Dabei werden wiederholt über die gesamte Brutsaison in den (derzeit 10) Untersuchungsräumen für jeweils drei Stunden von exponierten Standorten alle Greifvögel (mit Fokus auf Rotmilanen) erfasst und minutengenau deren Bewegungen erfasst und in geographischen Informationssystemen digitalisiert. Auch Schwarzstörche oder Rohrweihen sind zu beobachten. Nun stellt sich die Frage, ob die Studierenden auch „ordentlich arbeiten“! Wir werden das kontrolliere :-). Denn die besenderten Tiere fliegen ja um die BeobachterInnen umher und senden der Rotmilanzentrale in Marburg die GPS-genauen Daten … wir sind gespannt! Und ja, die drei neuen im Team wissen natürlich bescheid und haben ihre Einverständnis gegeben, dass die Milane sie „kontrollieren“ 🙂
Aktuell werden die Horste wiederholt kontrolliert sowie weitere erfasst, um schon die ersten Eindrücke oder Idee der diesjährigen Brutsaison zu erhalten. Leider berichten Kollegen aus anderen Regionen (u.a. A. Aebischer aus der Schweiz), dass durch die Kältephase wohl einige Bruten aufgegeben wurden. Wir versuchen – sofern die Arbeitszeit uns dazu Luft lässt – euch zu berichten, was in den hessischen Wäldern und Feldrainen so vor sich geht in Sachen „Rotmilane unterwegs“.
Vielen Dank an die Facebook-, Blog- und E-Mail-Freunde, die uns immer wieder kontaktieren und mit spannenden Beobachtungen (etwa besenderter oder markierter Tiere) versorgen. Sehr erfreut waren wir nach einem Hinweis, dass der nächste Blogeintrag schon etwas überfällig sei und „erwartet“ wird 🙂 Grüße in die Rhön und nach Südhessen!
Wir schreiben die erste März-Dekade im Jahr 2019. Während des Frühlingszugs (Heimzug 2019) haben wir kontinuierlich die Positionen und Bewegungen der in Hessen telemetrierten Rotmilane verfolgt. Im Februar hatten die ersten Vögel ihre winterlichen Quartiere verlassen und hatten sich zielstrebig aufgemacht. Das Ganze ist eine recht aufwendige und vor allem aufreibende Arbeit. Muss man doch immer bangen, dass den Tieren etwas zustößt. Sollten die techn. Daten der Sender auf Unregelmäßigkeiten hinweisen, so muss man kurzfristig die international agierenden Kolleginnen und Kollegen etwa in Spanien oder Frankreich kontaktieren und um Hilfe bitten. So müssen wir leider demnächst über weitere Verluste (z.B. vermuteter Stromleitungsanfllug) berichten. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an BirdLife International in Spanien (SEO / birdlife, www.seo.org, Javier de la Puente, u.a.) sowie Frankreich (LPO, birdlife, Fabienne David, u.a. www.lpo.fr).
Aktueller Status: In der beistehenden Karte sieht man schematisch die winterlichen Einstandsgebiete der adulten Rotmilane in Spanien, Portugal und in Frankreich. Letztere liegen unweit der Zugroute. Angang März waren alle adulten Tiere wieder in den letztjährigen Brutrevieren zu verorten. Zwei Tiere haben die Brutplätze über einen Umweg angeflogen. Die übrigen Tiere sehr zielstrebig. Die mit Sender versehen immaturen Tiere (Nachwuchs unserer besenderten Alttiere) treiben sich noch in irgendwo Deutschland oder noch in Spanien und Portugal herum. Bleibt zu erfahren, wo sie sich ansiedeln, wenn sie im Alter von etwa der Jahren geschlechtsreif werden. Bis dahin können wir die Bewegungen in ihrem Junggesellen-Leben etwas beleuchten.
Derweil starten wir mit den Kontrollen der Brutplätze und der Dokumentation der Situationen vor Ort. Wir hoffen auf eine normale Brutsaison der Rotmilane.
Sie haben uns in den vergangenen Tagen vermehrt (auch aus Hessen) die Beobachtung von Rotmilanen gemeldet. Haben Sie vielen Dank dafür. Für derart breit gefecherte Informationen und tagesgenaue Daten empfehlen Ihnen wir die Internet-Plattform www.ornitho.de! Dort können Sie Ihre Daten einpflegen; punktgenau auf den Karten verorten und helfen somit deutschlandweiten Analysen z.B. zum Zuggeschehen (Phänologie) der Milane … oder allen anderen Vogelarten.
Auch wir sind begeistert bei jeder Sichtung der Roten im zeitigen Frühjahr. Umso spannender wird das jedoch, wenn man einzelne Individuen quasi auf der Zugstrecke verfolgen kann. Wir haben die Möglichkeit dazu und möchten Ihnen diese Informationen nicht vorenthalten.
Aktuell sind einige der telemtrierten Tiere noch in ihren winterlichen Aktionsräumen unterwegs. Meist halten sie sich recht kleinräumig über Monate hinweg dort auf. Letztere erkennen Sie an den Punktwolken auf einem Fleck in den beistehenden Karten.
In der vergangenen Woche sind aber viele Tiere losgezogen, haben gar die Pyrenäen schon überquert oder sind – wie Selma und Piotrek – schon in ihren Brutrevieren angekommen. Absolut faszinierend ist es zu sehen, wie zielstrebig die Milane dabei den Waldrand X und sogar den Horstbaum Y aus dem Vorjahr anfliegen. Einige der nestjung besenderten Tiere sind auch bereits gestartet. Wir sind gespannt, wo diese hinziehen … wir werden berichten.
Leider gab es auf dem Herbstzug in 2018 und auch kürzlich Verluste unter den Milanen. Dazu werden wir später (auch wenn die Untersuchungen der KollegInnen vor Ort abgeschlossen sind) berichten müssen. Leider werden wir viele Jungtiere aus 2018 oder auch altbekannte Altvögel dieses Jahr nicht mehr in Hessen begrüßen können.
AG Naturschutz
Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Nina Farwig
Fachbereich Biologie
Karl-von-Frisch-Str.8 35043 Marburg
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