Mit Spannung haben wir im ausgehenden Winterhalbjahr 2020/2021 die Rückkehr der hessischen Brutvögel beobachtet und dank der digitalen Technik detailliert verfolgen können. Verluste auf dem Weg- und Heimzug gab es in diesem Jahr glücklicherweise keine. Inzwischen ist die neue Brutsaison in vollem Gange.
Auch die Zukunftsträger:innen, die noch nicht geschlechtsreifen Jungvögel aus den letzten Jahren haben ihre Winter-Einstandsgebiete weitestgehend verlassen und vagabundieren in Europa umher. Die Mortalität unter den Jungtieren ist im ersten Lebensjahr, im direkten Vergleich zu subadulten oder adulten Milanen erhöht. Über die vergangenen vier Jahrzehnte hat auch innerhalb der Jungtiere die Überlebensrate deutlich abgenommen (Katzenberger et. al. 2019), sodass für den langfristigen Erhalt der lokalen Populationen ein guter Bruterfolg sehr bedeutsam ist. Nicht zu unterschätzen ist dafür der Schutz erfahrener Altvögel, die langfristig gute Habitate und Brutbäume quasi „traditionell“ besetzen und so über ihre Bruterfolge die Population mittelfristig zu stützen.
Der Habitatqualität der Brutreviere, die ja bis in den Herbst besetzt bleiben und intensiv – auch in Horstnähe – von den Adulten genutzt werden, kommt dabei in Form von beispielsweise Nahrungsverfügbarkeit und „Sicherheit gegenüber potentiellen Bedrohungen“ eine zentrale Bedeutung zu (Spatz et al. 2019). Zum Erhalt der Art sind die Brutreviere schutz- und entwicklungsbedürftig.
Unser Team ist nun auch wieder in den Wäldern der hessischen Naturräumen unterwegs, um alte Bekannte zu besuchen, den Zustand der Brutplätze zu dokumentieren oder den Fortgang der Bruten zu kontrollieren. Die ersten weißen Flaumköpfe der Dunenjungen wurden bereits gesichtet. Der neue Nachwuchs wächst also heran und kann jetzt dank steigender Temperaturen hoffentlich gut mit Nahrung versorgt werden.
Dank der breiten Erfahrungen im Team konnten wir in den letzten Tagen noch zahlreiche neue Brutpaare in Hessen ausfindig machen und in die Projektdatenbank integrieren. Dabei hat ein vorsichtiger Umgang an und mit den Brutplätzen die höchste Priorität. Die Kronendächer in Hessen schließen sich mit den steigenden Temperaturen nach den Regentagen nun langsam. Das weitere Brutgeschehen wir dann eher im Verborgenen stattfinden.
Einige unserer Studienvögel können wir nun bereits im fünften Jahr durch die die Brutsaison begleiten. Wir hoffen, dass sie auch in diesem Jahr einen Beitrag zum Populationserhalt leisten können.
Die Beobachtungsmeldungen auf ornitho.de zu Rotmilanen nehmen die letzten Tage deutlich zu. Während die eher spärlichen Beobachtungen aus dem Januar und Anfang des Monats sicher überwinternde Exemplare betrifft, sind nunmehr sicher Heimkehrende aus den Überwinterungsgebieten in Frankreich, Spanien und Portugal dabei. Die Vögel, die wir im Rahmen unseres Projektes betreuen, sind seit etwa 10 Tagen auf dem Heimweg einige Jungvögel lassen sich nicht Zeit. Die adulten Tiere hingegen sind schon über die Pyrenäen zu uns unterwegs. Morgen oder übermorgen werden viele in ihren hessischen Brutrevieren erscheinen. Mit beistehender Karte zeigen wir den Zugweg auf, der doch im Großteil für alle Tiere aus Hessen sehr ähnlich verläuft.
Nahezu täglich kontrollieren wir die Positionsdaten, Beschleunigungachsen, und Akkustände der Sender unserer markierten hessischen Rotmilane. In angefügtem Bild sehen wir, dass sich fast alle Tiere (unterschieden durch Farbgebung) noch fest in ihren Winter-Einstandsgebieten aufhalten. Zwei Tiere haben sich in den vergangenen Tagen bewegt. Die südlichere Flugrute zeigt ein Tier, das sich kurz vor dem Jahreswechsel noch mal aus Frankreich nach Spanien aufgemacht hat. Die nördliche Route hat vor drei Tagen ein Männchen aus Südhessen (Piotrek) eingeschlagen. Wir vermuten, dass sich hier schon erste Anzeichen eines Heimzugs zeigen. Wir dürfen aber gespannt sein, wann bei den doch recht milden Wintertemperaturen sich die Tiere auf den Heimweg machen. Wir wünschen einen guten Flug!
Internationale Rotmilan-Schlafplatzzählung am 9./10. Januar 2021: Suchen Sie mit!
Nicht nur die Fortpflanzungsstätten und Nahrungshabitate sondern auch die Zugwege und stop-over-sites bzw. Schlafplätze sind ein wichtiger Bestandteil im Artenschutz. Unter Koordination des DDA in Deutschland wird am 09. und 10. Januar 2021 europaweit intensiv nach Schlafplätzen der Rotmilane gesucht und dort gezählt.
Wir unterstützen dieses Vorhaben tatkräftig und möchten Ihnen anbei Informationen an die Hand geben. Finden sie hier den Unterstützungsaufruf des DDA als pdf-Dokument.
Wir schreiben die erste Februar-Dekade. Die im Rahmen des RotmilanProjektes mit modernen Sendern ausgestatteten Tiere haben die letzten Monate fast alle auf der iberischen Halbinsel verbracht. Alle? nein. Nicht alle. Ein paar wenige sind in Frankreich geblieben. Ein erstes Tier der nunmehr 59 von uns telemetrierten Tiere ist in Hessen geblieben; sogar im Brutrevier. Während sich die ersten Tiere jetzt aus Portugal und Spanien auf den Weg über die Pyrenäen gemacht haben, hat sich das Tier in Hessen nun auch offensichtlich schonmal den Horstbaum aus dem letzten Jahr intensiver angeschaut…
Anbei zeigen wir eine Übersichtskarte der Tiere, die in Spanien und Portugal ihre Winter-Einstandsgebiete besetzt hatten. Wenn jetzt kein Wintereinbruch mehr kommt, könnten in etwa einer Woche die ersten hessischen Brutvögel wieder in ihrer Brutheimat auftauchen.
Wir wünschen weiter einen guten und sicheren Flug!
Die hessischen Rotmilane sind seit Juli fertig mit dem Brutgeschäft. Unser Team hat sich wieder intensiv den Gabelweihen gewidmet und einige Monate Feldarbeit sehr erfolgreich hinter sich gebracht. Wir sprechen von sehr aufwendigen Raumnutzungsbeobachtungen ebenso wie dem Fang und der Besenderung weiterer Altvögel und die Beringung und Besenderung von Jungvögeln der jeweilig telemetrierten Altvögel. Insgesamt 23 in diesem Jahr. Leider haben wir aber auch Verluste zu verzeichnen. Verkehrsopfer an einer ICE-Strecke, zwei Schlagopfer an Windkraftanlagen, sehr wahrscheinlich ein Vergiftungsfall sowie Prädationen durch Habicht (1) und Uhu (4).
Herbstzug immaturer, vorjähriger und adulter Rotmilane aus Hessen, Okt. 2019.
Nach Ende der Bettelflugphase haben sich die „Familien“ so langsam aufgelöst. Einige der in diesem Jahr wieder in Kooperation mit Rainer Raab besenderten Jungvögel haben Hessen weiträumig erkundet und sind teils schon recht früh nach Süden gestartet. Aktuelle finden wir in Hessen noch Schlafplätze, die bis zu 85 Rotmilane umfassen können, können aber auch von Tieren berichten, die sich schon seit ein paar Wochen in der Extremadura eingerichtet haben.
Um einen kurzen Eindruck zu vermitteln, zeigen wir anbei die Zugwege bzw. aktuellen Positionen (Stand 28.10.2019) unserer aktuell 32 Rotmilane mit Sender.
AG Naturschutz
Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Nina Farwig
Fachbereich Biologie
Karl-von-Frisch-Str.8 35043 Marburg
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